1. September 2024 /
Katrin Fleischmann
Autorin des Monats: Janis Nebel
Zum Auftakt des Phantastischen Septembers haben wir unserer Autorin Janis Nebel einige Fragen rund um das Genre Fantasy gestellt. Im Interview gewährt uns Janis nicht nur einen Einblick in ihre Arbeit als Fantasy-Autorin sondern verrät uns auch, welche Orte sie aus ihren Büchern am liebsten mal besuchen möchte.
Anfang August ist der dritte Teil deiner Wandelblut-Saga erschienen. Kannst du uns einen kleinen Einblick in dein neues Buch „Der Blutschwur“ geben?
In der Wandelblut-Saga geht es um Mitja, den zu Unrecht verurteilten Mörder, der nach sieben Jahren Strafarbeit seine Freiheit zurückerlangt. Und es geht um Neri, eine Gestaltwandlerin, die ihre Identität verbirgt, weil Wesen wie sie verfolgt und getötet werden. Mitjas und Neris Leben sind miteinander verwoben, aber zu Beginn der Geschichte wissen sie davon noch nichts. In „Der Blutschwur“, dem 3. Band der Wandelblut-Saga, nimmt die Handlung eine dramatische Wendung: Es tritt ein, was Neri und Mitja am meisten fürchten. Sie werden mit ihren größten Ängsten konfrontiert, ihre Loyalität, Liebe und Integrität werden auf die Probe gestellt. Es wird also ziemlich intensiv und es gibt einige Plot-Twists, mit denen die Leser*innen wahrscheinlich nicht gerechnet haben. Natürlich ist auch mein Bösewicht Nikolaj wieder mit von der Partie. Aber ich will nicht zu viel verraten.
Ursprünglich sollte der dritte Band von Wandelblut übrigens auch der finale Band der Saga werden. Aber ich habe festgestellt, dass die Geschichte mehr Raum braucht, um so richtig zu erblühen. Deshalb habe ich letztes Jahr entschieden, Wandelblut zu einer Tetralogie zu machen. Der vierte abschließende Band soll 2025 erscheinen. Das Ende der Wandelblut-Saga, also die Szene, die über alles entscheidet, hatte ich übrigens schon im Kopf noch bevor ich den ersten Satz des Manuskripts von Band 1 getippt habe. Vier Bücher lang habe ich gewartet, um sie endlich schreiben zu dürfen. Ich hoffe, sie wird die Leser*innen genauso berühren und mitreißen wie mich.
Was reizt dich am Schreiben von Buchreihen? Was macht für dich eine gute Reihe aus?
Der Vorteil von Buchreihen ist, dass man mehr Platz hat, um komplexe Welten und vielschichtige Charaktere zu entwickeln. Eine gute Buchreihe zeichnet sich für mich durch eine tiefgehende Charakterentwicklung der Hauptfiguren aus, die über mehrere Bücher hinweg wachsen und sich verändern können. Mir als Autorin gibt es die Freiheit, langfristige Handlungsbögen anzulegen und die Geschichte in ihrem eigenen Tempo zu erzählen, ohne hetzen oder abkürzen zu müssen. Klar muss man auch bei Reihen die Spannung hochhalten. Aber man kann viel tiefer in die Figuren eintauchen und sie den Leser*innen so noch näherbringen.
Wie sieht dein kreativer Prozess aus? Schreibst du zuerst die Handlung oder entwickeln sich die Charaktere während des Schreibens?
Ich beginne eigentlich immer mit den Charakteren. Bevor ich auch nur die geringste Ahnung von der Handlung des Buches habe, stehen mir zumindest die Hauptfiguren schon sehr klar vor Augen. Sie sind das Herz meiner Geschichten und treiben die Handlung voran. Sobald ich ihre Persönlichkeiten, Hintergründe und Motivationen kenne, entwickelt sich die Handlung ganz natürlich um sie herum. Deshalb plotte ich meine Geschichten meist nur grob und arbeite die wichtigsten Szenen und Wendepunkte heraus, bevor ich anfange zu schreiben. Es ist ein Balanceakt zwischen Planung und spontaner Entwicklung, aber es macht den Prozess des Schreibens für mich besonders spannend.
Was hat dich dazu inspiriert, in die magische Welt der Fantasy einzutauchen? Gab es für dich einen besonderen Moment, der dich zum Schreiben brachte?
Fantasy-Geschichten haben mich schon in meiner Kindheit fasziniert. Meine liebsten Hörbücher damals waren „Krabat“ von Otfried Preußler und „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Richtige Bücher aus Papier habe ich lange nicht gerne gelesen. Das hat sich erst geändert, als ich mit etwa elf Jahren Fantasy als Buchgenre für mich entdeckt habe. Ab da gab es kein Halten mehr und ich wollte nur noch lesen, lesen, lesen. Daneben habe ich auch viele historische Romane verschlungen. Es hat mich also schon immer in vergangene Zeiten und in fantastische Welten gezogen.
Mit dem Schreiben habe ich als Studentin begonnen, obwohl ich etwas ganz anderes – nämlich Archäologie – studiert habe. Aber ich habe nebenbei einen Schreibkurs belegt (den ich übrigens nie abgeschlossen habe …), viel über die Theorie des Schreibens gelesen und ein paar Kurzgeschichten verfasst. Einen besonderen Auslöser gab es dafür nicht. Ich wollte einfach lernen, so tolle Geschichten zu schreiben, wie sie in den Büchern standen, die ich las. Bis ich dann aber den Entschluss fasste, ein Romanprojekt zu beginnen, vergingen weitere Jahre, in denen ich als Archäologin in Rettungsgrabungen tätig war. Diese Arbeit hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich habe es sehr genossen, so viel über die Vergangenheit zu erfahren und zu sehen wie Menschen damals im Mittelalter oder in der Frühgeschichte gelebt haben. Das ist auch ein Grund, weshalb meine Geschichten immer in Welten spielen, die unserer echten Vergangenheit ähneln. Als Archäologin habe ich viele Details über den Alltag in vergangenen Zeiten gelernt. Dieses Wissen lasse ich auch gerne in meine Bücher einfließen.
Zum Schreiben kam ich als Archäologin aber kaum. Erst 2017, als ich nach Frankreich zog, fand ich zum ersten Mal Zeit und Muße, um ein Buchprojekt zu starten. Und so entstand dann auch mein erster Roman „Die Gabe des Roten Königs“, den ich 2019 veröffentlicht habe.
Gibt es einen Ort in deinen Fantasiewelten, den du gerne mal besuchen würdest? Wenn ja, was würdest du dort am liebsten unternehmen?
Meine Welten sind ziemlich düster und – abgesehen von ein bisschen Magie – auch sehr realistisch. Tatsächlich lasse ich mich für viele Orte in meinen Büchern von realen Orten inspirieren. Deshalb habe ich manchmal das Gefühl, dass ich diese Orte wirklich kenne und mir gar nicht so viel ausdenken muss. In der Nähe des Dorfes, in dem ich aufgewachsen bin, gibt es zum Beispiel ein keltisches Grabhügelfeld, das mich zu einer wichtigen Szene in meinem Roman „Der Asrenkrieger“ inspiriert hat. Und auch den Moorhof, wo Merle aus „Die Gabe des Roten Königs“ zuhause ist, gibt es wirklich. Den habe ich in Frankreich entdeckt, als ich über die Hochebene des Aubrac gewandert bin.
Wenn ich aber tatsächlich in meine Fantasiewelten eintauchen könnte, dann würde ich mich gerne einmal von Merle durch das Moor führen lassen, das sie so gut kennt, wie sonst niemand. Und in den sieben Fürstentümern würde ich Neri begegnen wollen, um einmal diesen ganz besonderen Glanz zu sehen, den nur die Wandelblute besitzen.
Gibt es eine bestimmte Szene aus deinen bisherigen Reihen, die dir besonders am Herzen liegt?
Oh, da gibt es einige. Ich bin ein großer Fan von tragisch-schönen Momenten. Eine Szene, die mir besonders am Herzen liegt, ist zum Beispiel der Moment, in dem meine Hauptfigur Merle in „Der Turm des Roten Königs“ erkennt, was sie tun muss, um alles zum Guten zu wenden. Ich finde ihre Entscheidung wahnsinnig mutig. Und wenn man zurückschaut, wie sie in „Die Gabe des Roten Königs“ ihre Reise begonnen hat, ist das eine unglaubliche Entwicklung. Es ist dieser Moment, in dem sie über sich selbst hinauswächst und ihren eigenen Weg findet.
Warum hast du dich für tolino media entschieden?
Ich finde es toll, dass tolino media eine enge Verbindung zum stationären Buchhandel hat. So konnte ich schon merklich mehr Print-Bücher als zuvor über Buchhandlungen verkaufen und Leser*innen erreichen, die sonst vielleicht nie auf meine Bücher aufmerksam geworden wären. Auch das Team war bisher immer sehr freundlich und hat sofort geholfen, wenn es mal Probleme oder Fragen gab.
tolino media ermöglicht es mir, meine Bücher einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und gleichzeitig die Kontrolle über meine Werke behalten. Die Plattform unterstützt unabhängige Autor*innen, bietet faire Konditionen und es gibt keine Knebelverträge. Das ist wichtig für mich, denn ich möchte mir meine Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit als Selfpublisherin bewahren. Deshalb bin ich dem Team von tolino media auch sehr dankbar, dass es mich auf meiner Reise als Autorin unterstützt und mir hilft, meine Bücher zu den Lesern zu bringen.
Weitere Informationen über die Autorin Janis Nebel findet ihr auf Instagram und Facebook – oder hier auf Ihrer Website.
Unsere Autorin des Monats August: Madita Tietgen
Geschrieben von
Katrin Fleischmann
Katrin Fleischmann studierte Germanistik in München. Bei tolino media ist sie als Content & Author Relations Managerin im Marketing und Support tätig.
Ähnliche Beiträge
- 03. Dezember 2024
In unserem weihnachtlichen Bücherguide findet ihr die passende Lektüre für gemütliche Lesemomente bei Winterpunsch und Lebkuchen.
- 01. Dezember 2024
Hannah Ellis ist im Dezember unsere Autorin des Monats. Im Interview gewährt sie uns spannende Einblicke in den Übersetzungsprozess.
- 28. November 2024
Leseempfehlungen über Weihnachtsreisen und romantische Begegnungen: lest euch zu winterlichen Städten und verschneiten Einöden.
Melde dich für unseren Newsletter an.
Verpasse keine Neuigkeiten mehr.
ReCaptcha
Um das Formular ausfüllen zu können, musst Du die Verwendung von Recaptcha erlauben.