20. Juli 2015 /

Patricia Gentner

5 Fragen an … Josef K. Pöllath

Beitragsbild für 5 Fragen an Josef K. Pöllath

Josef K. Pöllath, Firmeninhaber und Gründer von meinbuchlektorat.de, weiß, worauf es bei der Covergestaltung ankommt. Er berät und betreut Autoren seit vielen Jahren – über 30 Jahre Programmarbeit und fast 2500 Buchproduktionen haben ihn eines gelehrt: Wer Bücher an den Leser bringen möchte, muss in erster Linie Sehnsüchte wecken. Und wie Sie diese mit einem Cover wecken und warum es in professionelle Hände gegeben werden sollte, erklärt Josef K. Pöllath.

Wie wichtig ist ein gutes, professionelles Cover?

Das Cover eines Buches ist enorm wichtig. Es ist der erste Eindruck, den ein potenzieller Leser oder Kunde von einem Buch hat, sozusagen im Vorübergehen oder beim schnellen „Durchwischen“ einer Internetseite. Es muss einerseits ins Auge springen, muss Interesse, Neugier, ja Sehnsucht wecken, oder es muss betroffen machen, es muss mit Erfahrungen, Erlebnissen des Betrachters korrespondieren.

Nur wenn es sofort ins Auge springt, wenn es auf raffinierte Weise etwas ganz Spezielles im Betrachter auslöst, wird das Cover, und damit eben das Buch, zur Kenntnis genommen. Und nichts anderes soll es bezwecken: Der potenzielle Leser soll daran hängen bleiben, soll dabei verweilen, soll Lust auf den Inhalt des Buches bekommen, soll das Buch schließlich in die Hand nehmen, darin blättern oder im Internetshop ins Buch hineinklicken und das Buch dann kaufen.

Damit dies passiert, reicht es nicht, einen griffigen, einprägsamen, originellen Titel zu haben. Die Kombination aus Bild und Titel ist entscheidend. Aus der Forschung zur Markenbildung weiß man, dass Schrift und Bild unser Unbewusstes ansprechen.

 

Was macht ein Cover erfolgreich? Worauf kommt es an?

Ein Cover ist dann erfolgreich, wenn Titelformulierung und Abbildung das Interesse des Kunden, des Lesers wecken. Die Titelformulierung sollte nicht zu lang sein. Bei der typografischen Gestaltung ist ein Dreizeiler spannender als ein Zweizeiler. Ein Einzeiler spannender als ein Zwei- oder Vierzeiler. Und dabei ist es wichtig, dass die typografische Lösung in sich Spannung aufbaut. Es ist ganz wesentlich, welche Schrift dabei verwendet wird. Man denke nur an die markenbildenden Schriften von zum Beispiel Nivea, Marlboro, Mercedes oder Apple. Diese Marken haben spezielle Schriften für ihre Produkte entwickeln lassen, die kein anderes Unternehmen verwenden darf.

Schlechte Cover haben eine beliebige Schrift, machen sich keine Mühe im Spannungsaufbau der Typo, wählen beliebige, austauschbare Bilder und geben sich mit einem Allerweltstitel zufrieden.

Ganz entscheidend bei einem Cover ist heute, dass man es auch stark verkleinert noch gut erkennen kann, dass sich der Titel ohne Schwierigkeiten lesen lässt, dass die Coverabbildung nicht zu kleinteilig ist. Dies ist für den Auftritt im Internetshop und in Katalogen wichtig, und bei der Darstellung auf dem Smartphone scheidet sich dann sehr schnell die Spreu vom Weizen.

 

Welche Rolle spielt die Zielgruppe bzw. das Genre?

Die Zielgruppe ist ganz entscheidend. Ein Kinderbuch-Cover braucht eine andere Gestaltung als eine Chronik, eine Familiensaga, ein Kochbuch, ein Fantasybuch, ein Science-Fiction-Roman, ein Erziehungsratgeber, ein Reiseführer, ein Mathematikhandbuch etc. Es ist also nicht nur entscheidend, ob sich das Buch an ein zehnjähriges Kind, einen jungen Erwachsenen oder einen Senior, an eine Frau oder einen Mann wendet, sondern innerhalb der jeweiligen Altersgruppen sind auch die Inhalte zu berücksichtigen. So ist z.B. ein Kinderbuch, das sich an Mädchen wendet, anders zu gestalten als ein Kinderbuch für Buben.

 

Ein Autor – ein Stil? Macht das Sinn?

Es ist nicht unbedingt erforderlich, dass ein Autor einen ganz bestimmten Stil in der Covergestaltung hat. Aber ein Verlag mit einem bestimmten Programmbereich sollte als solcher sofort erkennbar sein, man denke zum Beispiel an Gräfe und Unzer (GU) oder Diogenes oder dtv oder Rowohlt etc. Aber wenn ein Erfolgsautor über Jahre in einem bestimmten Verlag erscheint, dann ist natürlich auch eine ganz bestimmte eigene Prägung für den Autor sinnvoll. Mir fallen dazu die Bücher von Cornelia Funke (Tintenblut, Tintenherz, Tintentod) sowie einige Romane von TC Boyle bei dtv ein, die eine einheitliche Gestaltung (Typo, Platzierung der Schrift, Farbe, stumpf-feiner Linienrahmen etc., Format) aufweisen.

 

Warum sollte man die Covergestaltung in professionelle Hände geben?

Die Covergestaltung sollte in professionelle Hände gegeben werden, das ergibt sich aus den oben genannten Gründen. Um ein erfolgreiches Cover zu gestalten, ist es wichtig, den Markt zu kennen. Dabei geht es nicht um Nachahmung, sondern um Abgrenzung und Anlehnung, um Originalität und das Schaffen eines Unikats. Ein Grafiker, der sich der Covergestaltung verschrieben hat, kennt sich mit Schriften und ihrer Wirkung aus, er weiß um marktschreierische und vornehm zurückhaltende Typografie, um Schriftschnitte und Laufweiten etc. etc. Er hat Ahnung von der Bild- und Symbolsprache. Wichtig ist zudem, dass er den Inhalt des Buches kennt.

 

Geschrieben von

Patricia Gentner

liebt Gespräche über ePublishing und die Indie Szene – somit ist die geborene Wienerin genau richtig im Team von tolino media.

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