Michael Hübner schreibt auf seiner Webseite über sich: „…Vielleicht erfüllt sich ja die Prophezeiung meiner Urgroßmutter, die mir als Kind bescheinigt hatte, dass aus mir mal etwas Besonderes werden würde, da ich eine hohe Stirn hätte. Dass ich tatsächlich besonders bin, halte ich für unwahrscheinlich (vielleicht etwas sonderbar), aber meine Stirn ist im Laufe der Jahre noch deutlich höher geworden“. Wir finden, dass der erfolgreiche Autor durchaus etwas Besonderes ist. Daher ist er im September unser Autor des Monats und gewährt uns einen Einblick in sein Leben und seine Arbeit.
Herr Hübner, Sie haben als Verlagsautor begonnen und veröffentlichen mittlerweile Ihre Bücher als Self-Publisher. Den Anfang machten Sie mit „Todespakt“. Hatten Sie zunächst Bedenken, als Sie Ihr erstes Buch in Eigenregie herausgebracht haben?
Eigentlich nicht. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich bei meinem dritten Verlagsbuch »Todesdrang« bereits mit dem Gedanken gespielt, es selbst zu veröffentlichen. Der E-Book-Markt hatte sich zu dieser Zeit schon rasant entwickelt und es gab etliche Self-Publisher, die unglaublich erfolgreich waren. Auch ich sah für mich auf diesem Weg bessere Chancen, als Autor wahrgenommen zu werden. Allerdings musste ich auch feststellen, dass deutlich mehr Arbeit dahintersteckt. Denn neben dem eigentlichen Schreiben sah ich mich plötzlich mit verschiedenen E-Book-Formaten, Formatierungen, Konvertierungen und dem klassischen Buchsatz konfrontiert, ganz abgesehen von rechtlichen Dingen. Ich habe schon eine Weile gebraucht, um mich in all das hineinzudenken. Aber heute bereue ich diesen Schritt in keinster Weise. Ich genieße es, meine Arbeit völlig frei gestalten zu können. Und an dem Tag, an dem »Todespakt« die Spitze der Thalia-Charts erklommen hatte, sah ich mich in meiner Entscheidung mehr als bestätigt.
„Seelenblut“ ist der mittlerweile dritte Teil der Chris Bertram-Reihe. Was zeichnet die Reihe aus und worauf legen Sie in Ihren Büchern besonders wert?
In erster Linie will ich mit meinen Geschichten eine Art von Spannung erzeugen, die es dem Leser schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Ich lege bei meinen Charakteren aber auch sehr viel Wert auf Menschlichkeit. Die Figuren sollen nicht nur agieren und die Handlung vorantreiben. Sie sollen ein Teil der Geschichte sein, Schwächen haben, mit ihrer dunklen Seite hadern. Der Leser soll sich mit ihnen identifizieren können, mit ihnen mitfiebern und mitleiden. Offenbar ist mir das mit der Reihe über den Ermittler Chris Bertram besonders gut gelungen, denn darin vermische ich reale Bezüge mit Fiktion. Das erzeugt nicht nur Spannung, sondern auch Emotionen. Und genau diese Mischung ist es, die ich beim Leser erreichen will.
Preisaktionen als Marketinginstrument werden unter Autoren oft kontrovers diskutiert. Wie stehen Sie zu Preisaktionen und haben Sie für sich über die Jahre hinweg eine konkrete Preisstrategie für Ihre Bücher erarbeitet?
Der Heilige Gral der Self-Publisher-Szene ist die Sichtbarkeit in den E-Book-Shops. Wer weit vorne im Ranking steht, wird natürlich eher wahrgenommen. Um das zu erreichen, sind Preisaktionen immer noch am effektivsten. Offenbar verleitet das aber viele Autoren und Autorinnen dazu, ihre Bücher dauerhaft zum Schnäppchenpreis anzubieten. Diese Entwicklung schadet meiner Meinung nach der Self-Publisher-Szene, die mehr und mehr zum digitalen Flohmarkt verkommt. Gegen gelegentliche Preisaktionen ist nichts einzuwenden. Diese sollten aber sehr sparsam eingesetzt werden. Denn ein Buch, ganz gleich in welcher Erscheinungsform, sollte einen gewissen Wert haben. Immerhin steckt viel Arbeit darin, und die sollte sich auch in einem angemessenen Preis widerspiegeln. Unabhängige Autoren haben ja ohnehin den Vorteil, ihre elektronischen Bücher deutlich günstiger anbieten zu können. Aber müssen wir uns deshalb unter Wert verkaufen? Von solchen Ramschpreisen haben auf Dauer gesehen weder die Buchhändler noch die Autoren etwas. Als Letzterer hat man es ohnehin schon schwer genug, von seiner Arbeit leben zu können.
Auf Ihrer Website bieten Sie Lesern verhältnismäßig ausführliche Leseproben zum Download an, im Falle von „Todespakt“ sogar die ersten zwölf Kapitel. Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass umfangreichere Leseproben zu mehr Verkäufen führen?
Ich bin jedenfalls der Ansicht, dass es nicht schaden kann. Interessierte Leser können sich so vorab ein ausführliches Bild von der Geschichte und den Figuren machen, was eine eventuelle Kaufentscheidung sicherlich erleichtert. Denn wer einhundert Seiten eines Buches gelesen hat, der will auch den Rest lesen.
Braucht man als Self-Publisher noch eine Literaturagentur? Welche Vorteile ziehen Sie aus der Zusammenarbeit mit Ihrem Agenten?
Als Self-Publisher braucht man natürlich nicht zwingend einen Agenten. Man muss ja nicht vermittelt werden. Meine Zusammenarbeit mit der Agentur stammt noch aus der Zeit meiner ersten drei Bücher, die ich ja als klassischer Verlagsautor im Goldmann Verlag veröffentlicht habe. Und als solcher ist heutzutage ein Agent unerlässlich. Im Moment ruht diese Verbindung lediglich. Als ich meinem Agenten damals meine Entscheidung, in Zukunft selbst publizieren zu wollen, mitgeteilt hatte, zeigte er sehr viel Verständnis. Und als ich ihn fragte, ob ich ihn auch weiterhin als Ansprechpartner im Impressum benennen dürfe, hatte er nichts dagegen. Immerhin erspart mir das den Umweg über einen Impressum-Dienst. Und sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass es irgendwann einmal um Auslands- oder gar Filmrechte meiner Werke geht, so habe ich immer noch einen kompetenten Verhandlungspartner zur Hand, der auf diesen Gebieten deutlich erfahrener ist.
Stephen King ist einer Ihrer Lieblingsautoren. Könnten Sie sich vorstellen, sich auch einmal an Mystery oder Dark Fantasy heranzuwagen, wie z.B. bei „Die Arena“ oder „Der dunkle Turm“?
Man soll ja niemals nie sagen. Aber fürs Erste werde ich wohl dem Thriller-Genre treu bleiben. Die beiden genannten Gebiete überlasse ich lieber weiterhin dem Meister. Stephen King das Wasser reichen zu wollen, dürfte ohnehin ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen sein.
Lesen Sie selbst lieber E-Books oder Printausgaben?
Mittlerweile lese ich fast ausschließlich E-Books. Nicht zuletzt, weil all meine analogen Bücherregale mittlerweile aus den Nähten platzen. Aber ich liebe auch die Möglichkeit, jederzeit auf so viele Bücher zugreifen zu können. Auch finde ich das elektronische Lesen angenehmer für die Augen. Und ich kann im Dunkeln lesen, was das Thriller-Erlebnis noch intensiver macht.
Welches Ihrer bisher erschienen Bücher ist Ihr persönlicher Lieblingstitel und warum?
Natürlich hat man als Autor immer einen sehr speziellen Bezug zu seinem ersten Buch. »Stigma« ist schon etwas Besonderes für mich, zumal ich es mit der Geschichte geschafft habe, bei einem der größten Verlage unterzukommen. Das stärkt in erheblichem Maße das Selbstvertrauen. Aber einen Lieblingstitel unter meinen eigenen Werken zu wählen, fällt mir ehrlich gesagt schwer. Ich habe zu jedem meiner Bücher eine spezielle Bindung. Man schreibt so etwas ja nicht an einem Wochenende. Es begleitet einen über Monate, und manche Figuren wachsen einem regelrecht ans Herz. Am meisten bewegt hat mich die Geschichte zu »Todesplan«, im speziellen die Recherchen dazu. Denn das Buch behandelt ein Thema, das mich sehr betroffen, fassungslos und auch wütend gemacht hat. Allerdings möchte ich hier auch nicht zu viel vorwegnehmen.
Was war für Sie ausschlaggebend, Ihren neuen Roman bei tolino media zu veröffentlichen?
Ich fühle mich hier einfach rundum wohl und vor allem gut aufgehoben. Als unabhängiger Autor bekomme ich bei tolino media die Unterstützung, die ich mir wünsche. Ob es um freie Werbeplätze bei den Buchhändlern oder um Fragen der Veröffentlichung geht, hier habe ich nette und kompetente Ansprechpartner, die sich jederzeit für mich einsetzen. Mehr kann ich nicht erwarten. Über den Rest müssen die Leser entscheiden.
Mehr Informationen zu Michael Hübner findet ihr auf seiner Webseite.
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